"Ist hier Stimmung?" oder "Wie ist die Stimmung?" - mit Worten wie diesen begannen die meisten von Werner Mattauschs Büttenreden. Denn ganz Profi in der Bütt, wollte er das Publikum gleich einpeitschen, es einpegeln auf das, was er so sehr liebte: In der Bütt zu stehen und Menschen aller Generationen zu unterhalten.
Werner war im positivsten Sinne ein Karnevalsverrückter. Heimisch im beschaulichen Feldengel, zog er durch die Lande und trat gern auch als Gastbeitrag bei unzähligen Karnevalsveranstaltungen auf. Und weil er beim Publikum eigentlich immer großartig ankam, rissen die Anfragen, ob er nicht auch einmal bei demjenigen Verein auftreten könne, dessen Vertreter gerade irgendwo im Publikum saßen, nie ab.
Seine zahlreichen Gastspiele führten ihn vor vielen Jahren auch nach Marbach. Dort stellte er fest, dass der Marbacher Karneval genau sein Ding ist, so dass er Mitglied und sogar Minister beim MKC wurde. Wer jetzt denkt, Werner hätte die Ministerwürde nur "humoris causa" getragen, der irrt gewaltig. Wenn Werner etwas machte, dann richtig. Es gab kaum eine Versammlung, die er verpasste - trotz des Fahrtweges von und nach Feldengel. Werner konnte auch anpacken, schließlich war er groß, kräftig und mit handwerklichen Fähigkeiten ausgestattet. Kein Vereinsfest, egal ob Sommerfest, Weihnachtsfeier, Ausfahrt oder auch das eine oder andere Jubiläum, musste ohne einen kleinen Beitrag von ihm auskommen - stets zur Freude seines Publikums.
Ja, sein Spiel mit dem Publikum war einzigartig. Werner war vermutlich der einzige Büttenredner, der sein Publikum auch dann "siezte", wenn er im inneren Ministerkreis seine Bütten vortrug. Und trotzdem wird keiner, der jemals eine Bütt von ihm erlebt hat, behaupten, dass er dadurch auch nur ansatzweise distanziert oder gar unterkühlt rübergekommen wäre. Wärme und Nähe lagen in seiner Stimme, in seiner Art, in seinem Herzen. Und das spürte sein Publikum sehr schnell.
Und schlüpfe er einmal in eine Rolle, dann lebte er diese auch mit Haut und Haaren. Unvergessen, seine Auftritte als Brockenhexe, als geiziger Schotte, der sich aus Sparsamkeit sogar das Gebiss mit seiner Frau teilte oder zuletzt als Mann für alle Fälle. Und stellte er fest, dass das Publikum noch etwas mehr vertragen konnte, dann holte er aus einem schier unerschöpflichen Repertoire aus Witzen rund um die Gürtellinie auch noch ein paar zusätzliche Lacher aus den närrischen Gästen.
Dass wir bei Werner Mattausch zweifelsfrei über einen der ganz Großen im Thüringer Karneval reden, wird durch die Tatsache, dass er bereits seit 2004 Träger des "Großen Verdienstordens in Gold" - der höchsten Auszeichnung des Landesverbandes Thüringer Karneval - war. Für sein weiteres Wirken über mehr als 20 Jahre hätte er eigentlich den Platinstatus verdient - wenn es den denn gäbe.
Auch außerhalb der Bütt war Werner ein ganz besonderer Mensch, verständnisvoller Zuhörer, empathischer Ratgeber, guter Freund.
Noch vor einigen Wochen hatte er seinen letzten "großen" Auftritt, als er beim 70. Geburtstag von seinem und unserem Ministerkollegen Ulli Hanemann unbedingt noch einmal zeigen wollte, dass er es immer noch wie kaum ein Zweiter beherrscht, das Publikum zum Zuhören und zum Lachen zu animieren. Es gelang ihm, wen wundert's, auch wenn die Einschnitte der letzten Jahre (erst der Verlust seiner geliebten Ehefrau Gabi vor gut 2 Jahren, später anhaltende Probleme mit der eigenen Gesundheit) nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren.
Seit heute haben wir die traurige Gewissheit: Werners Stimme wird nie wieder durch unsere Narrhalla hallen. Denn leider hat uns heute die Nachricht erreicht, dass Werner Mattausch vergangene Nacht für immer von uns gegangen ist. Wir sind unsagbar traurig, einen großartigen Menschen verloren zu haben. Gleichsam sind wir jedoch überaus dankbar, dass wir ihn kennenlernen und mit ihm gemeinsam unserer Passion Karneval nachgehen konnten. Wir werden dich vermissen. Unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Anteilnahme begleiten seine Familie.