Es gibt ja immer wieder Leute, die meinen, wir in Marbach würden „Fasching“ feiern. Üblicherweise korrigieren wir dann und weisen darauf hin, dass man bei uns „KARNEVAL“ sagt. Aber warum eigentlich?
Eine ganz simple Begründung könnte lauten, dass wir Marbacher Karneval Club heißen und daher das Karneval feiern ebenso selbstverständlich ist, wie dass ein Fußballclub Fußball spielt. Obwohl, hat nicht sogar der große Fußballclub Bayern München auch eine Basketball-Abteilung????
Am Namen liegt es also nur bedingt und so schauen wir doch einfach mal, warum es im karnevalistischen Brauchtum neben dem Karneval auch den Fasching und die Fastnacht bzw. Fassenacht gibt.
Eines haben alle 3 gemeinsam, sie enden allesamt am Tag vor Aschermittwoch, dem Veilchendienstag. Warum Veilchen? Wie so viele Dinge im Brauchtum Karneval scheint man dies so exakt gar nicht zu wissen, ist man sich doch nicht mal beim viel populäreren Rosenmontag sicher, ob dieser auf die Blume zurückzuführen ist oder vielleicht doch eher, wie es Jacob und Wilhelm Grimm in ihrem Deutschen Wörterbuch beschreiben, eine Entstellung des „Rasen(den) Montags“, also eines tollen Tages. Egal, mit Nelkensamstag und Tulpensonntag mag die blumige Begründung jedenfalls auch für das Veilchen passen. Danach folgt in allen Fällen die Tristesse der Fastenzeit, weshalb alle 3 Begriffe darauf hindeuten, dass deren Wurzel im Christentum liegen dürften, ohne dass die Kirche - bei aller Sauferei, Völlerei, derber Scherze und sexueller Ausschweifungen - hierbei maßgeblich der Initiator gewesen sein dürfte.
Beim Beginn scheiden sich hingegen die Geister. Während die Fastnacht ursprünglich am 6. Januar begann, dem Dreikönigstag, beginnt unser Karneval bereits am 11.11. Unzweifelhaft sind wir demnach Karnevalisten und keine Fastnachtler.
Versuchen wir vielleicht noch, uns etymologisch zu erklären, warum wir eben Karneval feiern und nicht Fasching.
Der Fasching geht auf das mittelhochdeutsche ‚vaschanc‘, ‚vaschang‘ oder auch ‚vassang‘ zurück und wurde als „Ausschank des Fastentrunks“ verstanden. Jedenfalls dürfte dessen Ursprung im süddeutschen, bayrisch-österreichischen Raum liegen - und damit ja nicht in Marbach!?
Beim Karneval sind sich die Gelehrten auch nicht so sicher, ob er nun auf das lateinische ‚carrus navalis‘, das Narrenschiff, zurückzuführen ist, was bei feierlichen Umzügen mitgeführt wurde und somit die Tradition der närrischen Umzüge erklären könnte. Oder ist er mit dem ebenfalls lateinischen ‚carne vale‘, „Fleisch, leb‘ wohl‘, zu begründen, der auf die bevorstehende Fastenzeit hindeuten soll?
Man kann ja so lange nach einer Begründung suchen, bis man eine findet, die einem gefällt. Besonders gefallen hat hier die Erklärung von Hildegard Knoop auf planet-wissen.de, die schreibt: „Allerdings war den von der Aufklärung geprägten Bürgern das ‚pöbelhafte, dumpfe Treiben‘ der Massen ein Dorn im Auge. Und so machten sie sich daran, die ‚Lust zu öffentlichen Maskeraden in den gebildeten Ständen wieder hervorzurufen‘, also die Straßen für das Bürgertum zurückzuerobern. Das war die Geburtsstunde des Karnevals, wie die Fastnacht von den höheren Ständen seit dem 18. Jahrhundert genannt wurde.“ Und das Ganze bezeichnet sie noch als „Romantischen Karneval“.
Und damit haben wir auch schon die Erklärung: Wir MKCler sind aufgeklärt (zumindest unsere Jugend- und Erwachsenen-Riegen), mögen weder pöbelhaftes noch dumpfes Treiben (Niveau ist keine Hautcreme, sondern unser Anspruch), wir haben Lust, das Brauchtum Karneval unserem kultivierten Publikum zu vermitteln und haben hierbei stets einen hohen Stand, oder besser Stellenwert, in der Erfurter Narrengemeinde eingenommen. Naja, und dann passt auch der Wolfgang Fierek noch hervorragend mit der Resi dazu, die er mit dem Traktor abholt: „... und dann spui‘ mer Mundharmonika, denn romantisch sin‘ mer ja a‘ !“
Und genau deshalb feiert der Marbacher Karneval und eben keinen Fasching und keine Fastnacht!