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„Ein Leben ohne Karneval ist möglich, aber sinnlos“

Mit diesen Worten hat uns unser Landesverbandspräsident Christoph Matthes in seiner vorsaisonalen Grußbotschaft auf die gestern eröffnete Saison eingestimmt. Und wie recht er hat, vermittelten uns die Eindrücke des gestrigen Abends. Leuchtende Kinderaugen bei unseren kleinsten Gardetänzerinnen, die sich nach einem halben Jahr mit bloßen Training auf ihren ersten öffentlichen Auftritt zur 62. Saison freuten. Unsere große Garde, die - wenngleich schon mit deutlich mehr Routine als die Kleinen - ebenfalls traditionell die Runde um das Schlösschen mit drehte, um hernach mit den „Alten“ noch in den Abend hinein zu feiern. Gut gelaunte Ministerinnen und Minister des MKC, die nun wieder ein halbes Jahr lang die schwere Bürde des hohen Amtes tragen. Unsere Ortsteilbürgermeisterin, die uns bereitwillig den Schlüssel und die Macht über Marbach übergab, weil sie unseren Ort doch in guten närrischen Händen weiß. Unsere Kanonenschützen aus Schmira, die auch akustisch weithin hörbar unsere Saison eingeläutet haben. Und schließlich die vielen Marbacherinnen und Marbacher, Närrinnen und Narren, die unser Veranstaltungsgelände säumten und die uns einmal mehr verdeutlicht haben, dass wir Karneval nicht nur für uns selbst machen, sondern für Sie, für euch, für unser Publikum.

Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, heißt es ja bekanntermaßen. So ging also auch unsere schweißtreibende Vorbereitung bereits am vorvergangenen Donnerstag in die heiße Phase.

Die letzte Versammlung vorm Saisonstart!

Neben diesem und jenen, was da vor, während und nach einer Saison immer wieder mal zu besprechen ist, stand diese Versammlung natürlich ganz im Zeichen der nahenden Saisoneröffnung. Haben wir an alles gedacht? Liegt die Fahne bereit, die seit gestern gut sichtbar im Zentrum des Ortes hängt? Haben wir die Standarte eingepackt, die Minister Thomas „Else“ Elsner nach allen Regeln des Protokolls beim Aufmarsch vor sich her trug, oder den Zeremonienstab, ohne den Zeremonienmeister Jörg Weidemann eben kein richtiger Zeremonienmeister wäre? Stehen die Kanonenschützen bereit, um dem Saisonstart einen (oder zwei) echte/n Donnerschlag/-schläge zu verleihen? Weiß das Marbacher Schlösschen Bescheid (gerade mit neuem Wirt) das wir nach dem Zeremoniell dort geschlossen einrücken? Hat Minister-DJ Olli I. (nein, das ist nicht der Glatzkopf, der sich auch mal an Herbert Grönemeyers „Flugzeugen im Bauch“ versucht hat) an die nötige Technik und Musik gedacht? Haben alle Minister alle nötigen Bestandteile der Uniform beisammen oder muss der „Herr der Fliegen“, Jungminister Henne Fuchs 🦊 vielleicht doch noch kurzerhand für den halben Elferrat Und, und, und…

Nach dem gestrigen Tag wissen wir glücklicherweise, dass nichts Wesentliches vergessen wurde.

Trainingslager unserer großen Garde

Unsere Gardemädels, die sehen nicht nur hinreißend aus in ihren Gardeuniformen, die sind auch ganz schön ehrgeizig. Also haben sie das Ansinnen an den Vorstand herangetragen, kurz vor der Saison noch einmal ins (Höhen-)Trainingslager fahren zu wollen. Schließlich ist Gardetanz Hochleistungssport und vermutlich würden die meisten von uns bereits nach 30 Sekunden „Atemlos auf der Bühne“ eben mangels Sauerstoff nicht mehr singen können. Ganz abgesehen davon, dass der Sprung ins Spagat zu Muskel- und Sehnenrissen führen würde, müssen die Mädels das 5 Minuten durchtanzen, dabei gut aussehen und dann auch noch eine Zugabe ebenso überzeugend darbieten können.

Also kurz und gut, der Antrag wurde genehmigt und so fuhr die Garde am vergangenen Wochenende in die Höhenlagen des Thüringer Waldes, genau genommen nach „Tammich und Detersch“, wie die Eingeborenen von Tambach-Dietharz ihre Stadt selbst liebevoll nennen. Zum Glück ist in der dortigen Jugendherberge kein geringerer als Kai I., der Faschingsprinz von 2018/19, der Herbergsvater und so wurden unsere Mädels dort hervorragend untergebracht.

Training, Training, Training und nochmals Training - klingt so ein bisschen wie früher, als wir den großen Wladimir  Iljitsch Lenin noch zitiert haben. Naja, jedenfalls haben die Gardemädels in Vorbereitung auf die Saison sicher am meisten geschwitzt und wir sind uns ganz sicher, der Erfolg Ihres/eures Applauses wird ihnen einmal mehr gewiss sein.

Dass die Mädels eine echt tolle Truppe sind, die sich mit unserem Verein extrem identifiziert, stellten sie zudem unter Beweis, in dem sie kurzerhand den Verein für einen gemeinsamen Abend nach Tambach einluden. Jung und Alt VEREINt, so ist der MKC.

Leider konnte unsere Redaktion der Abendveranstaltung nicht selbst beiwohnen, so dass wir nur aus den Bildern und WhatsApp-Nachrichten mitverfolgen konnten, einen tollen Abend verpasst zu haben. Schade, beim nächsten Mal sind wir wieder mit dabei, versprochen. Alle, die dabei waren, fanden es jedenfalls sehr schön und wir sind uns ganz sicher, dass sich alle darin einig waren: „So was macht man eigentlich viel zu selten.“ - Erst recht nach 2 Jahren, in denen Vereinsleben nahezu unmöglich war.

Harald und die Ordensschwestern

Zu guter Letzt hatten wir uns ein weiteres Ziel bis zum 11.11. gesetzt, nämlich, unsere Orden aus nun mehr als 60 Jahren MKC-Geschichte in unserem Vereinsheim endlich dekorativ und - ähnlich jedem Sportverein - wie Trophäen präsentieren zu wollen.

Natürlich gab es auch vorher schon eine Ordens-Vitrine, doch als Alt-Minister Anton Kaiser diese seinerzeit selbst getischlert hat, war ihm möglicherweise noch nicht bewusst, dass der Verein irgendwann eben so alt sein wird, wie er heute ist und dass mit jedem Jahr ein Jahresorden dazu kommt und die Vitrine irgendwann aus allen Nähten platzen würde.

Zum Glück hat sich irgendwann ein gewisser Ralf „Hütte“ Hüttner dazu entschlossen, sich als Minister in unserem Verein engagieren zu wollen und weil Hütte im Hauptberuf Unternehmer in der Möbelbranche ist, hat er kurzerhand seinen Willen und seine Kontakte zum Projekt „Ordensvitrine“ zusammen- und der Umsetzung zugeführt. Jedenfalls hängt diese Vitrine nun in unserem Vereinsheim und gesponsert hat er sie uns auch noch, der Hütte. Dafür nochmals ganz herzlichen Dank.

Wenn einem nun also so viel Gutes widerfährt (manch Leser wird nun an die uralte Asbach-Werbung denken), ist man natürlich auch in der Pflicht, hier was ordentliches draus zu machen. Also haben sich Minister Harald Dressler und seine „Ordensschwestern“ - niemand geringeres als unsere ersten weiblichen Minister Anne Kalupke, Nicole Iffarth und Rebecca Linke - an einem Nachmittag im Vereinsheim getroffen und die Vitrine bestückt. Tolle Arbeit, wie wir finden. Würdiger kann man die langjährige Geschichte des Vereins kaum präsentieren als mit den Orden der Saison - angefangen von handgeschmiedeten Orden der frühen Jahre bis hin zu den professionell gefertigten, wie sie heutzutage Standard in unserem Verein sind.

Der Start in die Saison

Der Start in unsere 62. Saison ist uns erst einmal geglückt. Dies nicht zuletzt dank der freundlichen Unterstützung unserer Feuerwehr 🚒, die einmal mehr dafür gesorgt hat, dass uns ein Licht aufgegangen ist - wir also den Vorplatz gut beleuchtet haben. Vielen Dank für eure Unterstützung, Männer & Frauen, das war wieder Spitze.

Ein Dank gilt auch dem neuen Team des Marbacher Schlösschen, die es uns ermöglicht haben, unsere Tradition fortzuführen und die Meute den ganzen Abend zu versorgen.

Bleibt nun abzuwarten, was bis zum Februar 2023, wenn unsere Veranstaltungen in der geschmückten Narrhalla im SuFz stattfinden, noch alles passiert.

“Die Welt steht Kopf - wir stehen auf Karneval“

So lautet unser Motto für diese 62. Saison. Treffender kann ein Motto die aktuelle Situation kaum beschreiben. Angriffskrieg in Europa, Energiekrise, explosionsartig steigende Preise - alles nicht mehr normal. Der „carrus navalis“ - so stellte Karl Simrock 1855 eine These auf, die auch unser Präsident, Dr. Frank Limberger in seiner gestrigen Ansprache verarbeitete - sei der wörtliche Ursprung des Karneval. Und was beschreibt dieser, bei Umzügen immer wieder anzutreffende Schiffskarren, das Narrenschiff? Eine vom Untergang bedrohte, verkehrte Welt, die der eigenen Zeit den Spiegel vorhält. „Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken und der Maschinist in dunkler Lethargie versunken, […] Klabautermann führt das Narrenschiff - volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff“ - so lautet es in der musikalischen Verarbeitung des Themas durch Reinhard Mey. Menschen, die falsch machen, was man falsch machen kann. Und die Besatzung, also wir alle, die wir die Leidtragenden sind.

Das karnevalistische Brauchtum hält dieser verkehrten Welt den Spiegel vor, legt den Finger in Wunden, stiftet dabei aber auch Frohsinn, verbreitet Optimismus, schafft Unterhaltung und führt durch schwierige Zeiten. Damit sind wir eine Komponente der Normalität, auf die man sich verlassen kann.

Diesem Anspruch wollen wir in dieser Saison wieder gerecht werden, für Sie, für euch, für unser Publikum.

Bleiben Sie uns gewogen - bleiben Sie närrisch!

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